In 40 Tagen zu Erde: Nachhaltige Bestattungsform „Reerdigung“ jetzt in Kiel

Ein Verstorbener liegt auf Heu und Grünschnitt gebettet. Innerhalb von 40 Tagen wird er zu Erde, die dann in einem Grab auf einem Friedhof beigesetzt wird. Reerdigung heißt diese ökologische Bestattungsform. Es gibt sie ab August auch in Kiel, auf dem Parkfriedhof Eichhof. Möglich macht das eine Zusammenarbeit des Berliner Anbieters MEINE ERDE mit dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein.

Teilen-Sektion überspringen Diesen Beitrag teilen

Kiel, 31. Juli 2023.

Ein Verstorbener liegt auf Heu und Grünschnitt gebettet. Innerhalb von 40 Tagen wird er zu Erde, die dann in einem Grab auf einem Friedhof beigesetzt wird. Reerdigung heißt diese ökologische Bestattungsform. Es gibt sie ab August auch in Kiel, auf dem Parkfriedhof Eichhof. Möglich macht das eine Zusammenarbeit des Berliner Anbieters MEINE ERDE mit dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein.

»Die Kapelle auf dem Eichhof ist einfach wunderschön«, meint Pablo Metz, Co-Gründer von MEINE ERDE. Das findet Pröpstin Almut Witt auch: »Dieses denkmalgeschützte Gebäude bedeutet für uns aber auch eine große Verantwortung, und sein Unterhalt ist mit hohen Kosten verbunden.« Darum vermietet der Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein, der Träger des Parkfriedhofs ist, einige Räume der Kapelle an das Berliner Unternehmen. »Diese Einnahmen tragen zum Erhalt des gesamten Gebäudes bei«, freut sich Witt.  

Nach einigem Umbau ist ein sogenanntes Alvarium entstanden. So nennt MEINE ERDE den würdevollen Raum für die Reerdigung. In der ehemals kleinen Kapelle werden zunächst zwei Kokons aufgestellt. Nur auf den ersten Blick ähneln sie einem klassischen Sarg. »Die neuen Kokons sind aus recyceltem Kunststoff gefertigt und können etwa 20 Jahre lang wiederverwendet werden. Das ist ein weiterer, großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit«, betont Metz. Mit der Reerdigung bietet er eine sanfte, ökologische und völlig natürliche Bestattungsform. Ein Bestattungsinstitut bettet dabei den Verstorbenen im Kokon auf eine Mischung aus Heu, Stroh und Grünschnitt. Mitarbeitende von MEINE ERDE schließen den Kokon an eine Luftzufuhr und Sensoren an. Von der zweiten Woche an wird er automatisch sanft gewiegt. Auf diese Weise brauchen die Mikroorganismen nur 40 Tage, um den Körper in fruchtbaren Humus zu verwandeln: ganz ohne Zusätze. 

»Erde zu Erde, sagen wir seit Jahrtausenden. Bei der Reerdigung wird dies sehr deutlich – und nicht erst nach Jahrzehnten, sondern in überschaubarer Zeit«, stellt Witt fest. Die Theologin steht der neuen Bestattungsform aufgeschlossen gegenüber. Oberste Priorität haben für sie die Begleitung der Angehörigen und der würdevolle Umgang mit den Verstorbenen. »40 Tage sind ein biblischer Zeitraum von Veränderung und Neubeginn. 40 Tage sind zugleich ein guter Rahmen, in dem wir die Familie seelsorgerlich begleiten können, damit sie getröstet am Grab Abschied nehmen kann«, zeigt sich Witt zuversichtlich.

Bestattet wird die Erde des Verstorbenen in einer Grabstätte, wie sie auch bei einem Sarg üblich ist. Allerdings wird diese nicht so tief wie sonst ausgehoben. In ein Tuch aus Naturfasern gebunden, gelangt die Erde schließlich in den Friedhofsboden und wird ein Teil von ihr. 

»Das verbessert zum einen den Boden, zum anderen leistet der Eichhof so einen Beitrag zum Klimaschutz. Denn anders als beim Verbrennen eines Verstorbenen entstehen keine Treibhausgase, und zur Reerdigung benötigt man kaum Energie«, erklärt Christoph Donner. Der Verwaltungsleiter hat für den Kirchenkreis Altholstein die Verhandlungen mit MEINE ERDE geführt und lobt die transparente und wertschätzende Zusammenarbeit.  

Auf dem Parkfriedhof können sich Menschen aus Kiel und weit darüber hinaus reerdigen lassen. MEINE ERDE arbeitet dafür mit Bestattern aus ganz Deutschland zusammen. Auch für Verstorbene, die nicht Mitglied einer christlichen Kirche waren, steht diese Bestattungsform offen.

Medien-Ansprechpartner:innen:

MEINE ERDE:
Olga Perov, presse@meine-erde.de, 030 209 655 886

Kirchenkreis Altholstein:
Jürgen Schindler, juergen.schindler@altholstein.de, 0151 5502 9936